Während in Paris die XXXIII. Olympischen Spiele (26. Juli – 11. August 2024) stattfinden, werfen wir einen Blick zurück auf den Mann, der die moderne Olympische Bewegung ins Leben gerufen hat. Pierre de Coubertin, der Gründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, hatte eine Vision, die nicht nur die Welt des Sports, sondern auch die internationale Gemeinschaft veränderte. Das Leben und Wirken dieses außergewöhnlichen Visionärs, dessen Ideen und Leidenschaft die Grundlage für das moderne olympische Erbe geschaffen hat ist weniger bekannt.

Sein Leben

Pierre de Coubertin, vierter Sohn von Charles Louis de Frédy und Agathe-Gabrielle de Mirville, wurde am 1. Januar 1863 in Paris geboren. Er stammte aus einer wohlhabenden und aristokratischen Familie und erhielt eine umfassende Bildung: Er studierte Kunst, Philologie und Juz an der Sorbonne. Er widmete sich der Pädagogik und reiste nach Nord-Amerika und England. Dort überzeugt er sich, dass die Erziehung neue Wege gehen sollte und sieht im Sport die Möglichkeit Körper und Geist als Einheit zu erfassen. Dadurch widmete er sein Leben der Reform des Bildungssystems und der Förderung des Sports.

Im Jahr 1895 heiratete Coubertin Marie Rothan (1861 – 1963), die Tochter eines wohlhabenden elsässischen Industriellen. Die Ehe war von gegenseitigem Respekt und Unterstützung geprägt. Das Paar hatte zwei Kinder: eine Tochter, Renée, und einen Sohn, Jacques. Coubertin war ein liebevoller Ehemann und Vater, obwohl sein Engagement für die olympische Bewegung viel von seiner Zeit und Energie in Anspruch nahm.

Obwohl spezifische Details über Coubertins Lieblingsessen nicht weit verbreitet sind, ist bekannt, dass er den feinen Dingen des Lebens zugeneigt war und die französische Küche schätzte.

Pierre de Coubertin war auch selbst ein aktiver Sportler. Er betrieb Fechten, Boxen, Reiten und Rudern und verstand den Sport nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch. Seine Leidenschaft für den Sport und seine Überzeugung von dessen erzieherischem Wert spiegelten sich in seinem gesamten Lebenswerk wider.

Coubertin starb am 2. September 1937 in Genf an einem Herzinfarkt, doch sein Vermächtnis lebt weiter. Coubertins Leichnam wurde auf dem Friedhof von Bois-de-Vaux in Lausanne, der Hauptstadt des Olympischen Komitees, beigesetzt. In einer besonderen Ehrung wurde sein Herz in einem Denkmal im antiken Olympia, Griechenland, beigesetzt – eine symbolische Geste, die seine lebenslange Verbindung zur Wiege der Olympischen Spiele unterstreicht.

Coubertin

Pierre de Coubertin als Kind (rechts), mit einer seiner Schwestern, gemalt von seinem Vater Charles Louis de Frédy, Baron de Coubertin (Detail aus Le Départ, 1869).    (public domain – Wikipedia)

Coubertin

Coubertin mit seiner Frau Marie Rothan   (findagrave.com)

Die Idee
Coubertin

Das Stadion der antiken Olympischen Spiele in Olympia, Griechenland        (https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1774320)

Die Idee, die Olympischen Spiele wiederzubeleben, entstand aus Coubertins Faszination für die antike griechische Kultur (er war von den archäologischen Ausgrabungen in Olympia fasziniert) und seiner Beobachtung der positiven Auswirkungen des Sports auf die Schüler der britischen Elite-Schulen. Coubertin war stark von der britischen Sportkultur und der Bedeutung des Sports für die Erziehung inspiriert. Während seiner Reisen nach England erkannte er, dass Sport eine entscheidende Rolle in der Charakterbildung spielte. Dies brachte ihn auf die Idee, die Olympischen Spiele als internationales Sportereignis wiederzubeleben, um Frieden und Verständigung zwischen den Völkern zu fördern.

Im Jahr 1894 gründete er das Internationale Olympische Komitee (IOC) während des ersten Olympischen Kongresses in Paris. Zu den Gründungsmitgliedern des IOC gehörten bedeutende Persönlichkeiten wie Demetrios Vikelas aus Griechenland (der erste IOC-Präsident), Henri de Baillet-Latour aus Belgien, Jiri Guth-Jarkovsky aus Böhmen, William Milligan Sloane aus den USA und Charles Herbert aus Großbritannien.

Nach dem antiken Vorbild sollten seiner Meinung nach nur „erwachsene, männliche Einzelkämpfer teilnehmen“.  Doch die Frauen auszuschließen konnte er nicht lange durchziehen. 1914 beschlossen die anderen Mitglieder des IOC, gegen den erklärten Willen Coubertins, dass Frauen an den Olympischen Spiele teilnehmen dürfen. Daraufhin trat Coubertin als IOC Präsident zurück.

Die Rezeption der Idee

Die Idee, die Olympischen Spiele neu zu beleben, stieß auf gemischte Reaktionen. In Frankreich wurde Coubertins Vorhaben mit Skepsis betrachtet; viele hielten es für unrealistisch und idealistisch. Trotz dieser anfänglichen Widerstände fand Coubertin Unterstützer in der internationalen Gemeinschaft. Besonders in England, den USA und einigen skandinavischen Ländern fand er Gleichgesinnte, die seine Vision teilten. Im Jahr 1894 gelang es ihm schließlich, den Internationalen Olympischen Kongress in Paris zu organisieren, wo die Gründung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) beschlossen wurde.

Coubertin hatte auch Gegner, die seine Ansichten und Ziele kritisierten. Er wurde als Reaktionär bezeichnet, weil er traditionelle Werte hochhielt und dem konservativen Flügel zuzuordnen war. Coubertin war ein Befürworter des Kolonialismus, was aus seinen zahlreichen Schriften hervorgeht. Er glaubte, dass der Kolonialismus eine zivilisatorische Mission sei, was heute als problematisch und imperialistisch angesehen wird.

Dank Coubertins unermüdlichem Einsatz fanden 1896 in Athen die ersten modernen Olympischen Spiele statt. Die Wahl von Athen als Austragungsort war symbolisch und sollte die Verbindung zu den antiken Spielen unterstreichen. Insgesamt nahmen 241 Athleten aus 14 Ländern teil. Die Wettkämpfe umfassten neun Sportarten: Leichtathletik, Radsport, Fechten, Gerätturnen, Schießen, Schwimmen, Tennis, Gewichtheben und Ringen. Die Veranstaltung war ein großer Erfolg und legte den Grundstein für die heutige globale Bedeutung der Olympischen Spiele.

Die Paralympischen Spiele wurden erstmals 1960 in Rom abgehalten.

Coubertin

Pierre de Coubertin 1894     (https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2491722)

Coubertins Motto

Citius, Altius, Fortius – Communiter

Schneller, Höher, Stärker – Gemeinsam

Pierre de Coubertin ist bekannt für sein berühmtes Motto, das er 1908 formulierte: “Citius, Altius, Fortius.” Auf Deutsch bedeutet es “Schneller, Höher, Stärker.” Dieses Motto repräsentiert die Ideale der Olympischen Spiele und verkörpert den Geist des ständigen Strebens nach Verbesserung und Exzellenz im Sport.

Coubertin wollte mit diesem Motto die Athleten dazu inspirieren, immer ihr Bestes zu geben und sich kontinuierlich zu verbessern. Es unterstreicht die olympischen Werte von sportlicher Leistung, Fairness und dem Willen, persönliche und sportliche Grenzen zu überwinden. Im Jahr 2021 ergänzte das Internationale Olympische Komitee (IOC) das traditionelle olympische Motto “Citius, Altius, Fortius” um das Wort “Communiter,” was “Gemeinsam” bedeutet. Das vollständige Motto lautet nun “Citius, Altius, Fortius – Communiter” (“Schneller, Höher, Stärker – Gemeinsam”).

Diese Ergänzung spiegelt den zunehmenden Fokus auf Solidarität und Zusammenhalt in der olympischen Bewegung wider, besonders angesichts globaler Herausforderungen wie der COVID-19-Pandemie. Es betont die Bedeutung der Zusammenarbeit und des gemeinsamen Fortschritts im Sport und darüber hinaus.

Pierre de Coubertin hinterließ ein beeindruckendes Vermächtnis. Seine Vision und sein Engagement führten zur Wiederbelebung der Olympischen Spiele, die heute eines der bedeutendsten internationalen Sportereignisse sind. Sein bekanntes Zitat “Das Wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf; das Wesentliche ist nicht, gewonnen zu haben, sondern gut gekämpft zu haben” verkörpert die Essenz seiner Vision. Seine Bemühungen und sein Engagement haben die Olympischen Spiele zu einem globalen Symbol des Friedens, der Freundschaft und der sportlichen Exzellenz gemacht.

Coubertin

Coubertins Grab in Lausanne       (https://commons.wikimedia.org/)